Bye Bye Weddings! Warum ich ab 2020 „Hochzeitsfrei“ mache.
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Vorab bedanke ich mich bei den wundervollen Paaren, die mich an ihrem wichtigsten Tag haben teilnehmen lassen. PURE LOVE.
Weißt du Marie, eine Hochzeit ist einfach schon so teuer – kannst du da nicht noch ein bisschen was am Preis machen?
Als ich damals mit der Selbstständigkeit losgelegt habe, hab‘ ich es geliebt, Hochzeiten zu filmen. Ich bin selbst eine heillose Romantikerin und fand es immer ganz wunderbar, fast unsichtbar auf den Hochzeiten herumzuschleichen, um gerade die Momente einzufangen, die nicht unbedingt zum regulären Tagesablauf dazugehören: Den Schnaps, den das Brautpaar an der Theke zusammen trinkt – um dann das Gesicht zu verziehen, weil er echt schäbbig schmeckt – und dann gemeinsam loslacht. Sowas waren immer meine Highlights, die die Videos auch ausgemacht haben – und die auch zu dem vielen wunderbaren Feedback geführt haben, das ich von den Brautpaaren bekommen habe.
Wenn am Ende gesagt wurde, dass es schön war, mich und meine Kollegen da gehabt zu haben, war ich immer sehr glücklich. Und mit diesem Gefühl möchte ich auch aus dem „Weddingbusiness“ aussteigen. Weshalb das genau jetzt der Fall ist, liegt daran, dass ich noch ein paar schöne Hochzeiten vor mir habe auf die ich mich freue — und nicht möchte, dass vielleicht der Punkt kommt, an dem diese Freude umschwingt.
Es gibt ganz klare Gründe, die genau dazu führen können. Einige davon sind klassisches Selbstständigen/Geld-Geraffel, andere wiederum sind einfach ein Bauchgefühl.
Numero Uno
Vor dem Angebot // Ich sag’s dir direkt, Marie: Wir haben da überhaupt nichts für eingeplant.
Manchmal weiß ich da nicht, was erwartet wird. Ein „Okay, dann kostet der Aufwand, den andere ganz regulär bezahlt haben, natürlich für Euch extra weniger.“ – werde ich niemals von mir geben. Es gibt eine Art der Kommunikation, die viel schöner ist und die viele Brautpaare Gott sei Dank drauf hatten:
Wir haben folgendes Budget – kriegen wir da etwas für hin?
Da diese Frage häufig kam, habe ich ein 3-Video System angeboten, bei dem man ganz einfach ein oder zwei Videos streichen konnte. Das haben viele genutzt und am Ende waren alle zufrieden – leider gab es das grade im letzten Jahr sehr oft anders. Da endete das Gespräch mit: Naja, ist ja deine Entscheidung, wenn du nichts verdienen willst.
Ja, ist es.
Numero Due
Während der Hochzeit // Er: Ich weiß, wir hatten gesagt um 1 Uhr ist Schluss – aber könnt ihr nicht noch zwei Stunden bleiben? Ich: Klar, kann Euch das am Ende einfach noch kosten-technisch aufschlüsseln, für die Extrazeit. Sie: Naja, das sollte doch wohl eben noch so drin sein?!
Das tut richtig weh. Man hat mit 2 Leuten und 3 Kameras den ganzen Tag alles gegeben und hat wundervolle Impressionen festgehalten – das ist nicht mal eben wohl noch so drin.
Numero Tre
Nach der Hochzeit // Das Material hast du jetzt ja eh, kannst du uns das einfach eben noch so kurz zusammenschnippeln? Ich: Klar. Ist so und so aufwändig, kostet so und so. Er: Also ich dachte eigentlich, wir haben dir schon genug Geld gegeben, für diese 2 Clips…
Dieses Statement habe ich immer als Anlass genommen, um zu erklären, was es für ein Aufwand ist, das mal eben zu tun. Viel Verständnis habe ich dadurch erfahren (und viele Buchungen zum 1-jährigen, nochmal frische Bilder in einem Video zusammenzuschneiden) aber auch massives Unverständnis gegenüber meiner Arbeit und wie viel Zeit und Aufwand in so etwas steckt. Das ist in etwa so, als wenn du Tischler bist. Und du zersägst einen ganzen Baum, um eine Tischplatte herauszufräsen. Und dann kommt der Kunde und sagt „Du hast den ganzen Rest da doch noch liegen – kannst du uns da nicht eben noch nen Tisch draus zimmern? FOR FREE?“
Numero quattro
Ich bin zu emotional.
Es – entschuldigt – fucked mich ab, dass ein Video von so einem Tag für viele Menschen einfach ein cooles Beiwerk ist, um es bei WhatsApp zu verschicken. Videos von so einem Tag sind eine Chance, den ganzen Tag nochmal außerhalb der Blase zu erleben. Können ein viel wichtigeres Medium sein, als man angenommen hat. Viele Brautpaare waren so dankbar über die Videos, weil sie laut eigener Aussage „quasi nix vom Tag mitbekommen haben“. Das dann so festgehalten zu haben, echte und ehrliche Emotionen, war immer mein Ziel. Leider kann ich vielen Menschen diesen Wert nicht verdeutlichen (wo wir dann auch immer wieder beim Thema Patte landen) und das macht mich traurig. Und was mich traurig macht, will ich nicht machen.
Numero cinque
Ich bin voll. Auf 2 Arten.
Ich arbeite Vollzeit als Selbstständige. Jeder muss mal auf eine Mail-Antwort warten – und ich versuche da echt fix zu sein; selten (außer so wie kürzlich, als ich gehacked wurde und eine Pornoseite war hehe) brauche ich länger als 24h, um zu antworten. Ich habe übrigens – zwar selten – auch mal Wochenende! Und wenn man keine Mail zurückbekommt, weil man sie erst um 18 Uhr abgeschickt hat, ist das keine Einladung, Instagram, Facebook und WhatsApp zu spammen. Ich bin nicht immer easy zu erreichen; aber Nachrichten wie „Du scheinst wohl keine Jobs nötig zu haben“ nach 3h Wartezeit sind – naja. Uncool! Hinzu kommt ein wunderbarer Grund:
Mein eigenes Umfeld voller Liebe und Freude überfüllt mich mit Hochzeiten — und die einfach zu erleben und genießen zu können ist mir wichtiger, als Geld damit zu verdienen.
Ich mach’s wie Marie Kondo und sortiere direkt zum Jahresanfang einfach aus, was mich unglücklich macht. Und das war der Stich — Mitten ins Herz — für die romantischste Nebensache der Welt.
Wie Miley es kürzlich so schön sang: #nothingbreakslikeaheart
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https://www.youtube.com/watch?v=A9hcJgtnm6Q